10.09.19Berlin

Kosten durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz gezielt reduzieren

Psychische Erkrankungen sind teuer. 17 % der AU Tage entfallen mittlerweile auf psychische Diagnosen (BKK 2018). Häufig liegen die Ursachen am Arbeitsplatz: Schlechte Führung, hoher Zeitdruck, aber auch mangelhafte Softwarelösungen wirken sich negativ auf die Beschäftigten aus.

Gesunde Mitarbeiter und motivierte Teams – das ist es, was das Unternehmen DearEmployee für seine Kunden erreichen will. Dafür bietet das Berliner Startup eine digitale Plattform, mit der Unternehmen psychische Belastungen am Arbeitsplatz sichtbar machen und anschließend maßgeschneiderte Maßnahmen einleiten können. „Eine digitale Lösung bietet den Vorteil, dass durch automatisierte Analysen sehr schnell Ergebnisse geliefert werden, die nicht teuer sind, aber dennoch sehr individuell und handlungsorientiert“, fasst Mitgründerin Dr. Amelie Wiedemann den Vorteil ihres Systems zusammen. Das Unternehmen setzt dafür auf eine Kombination aus digitaler Mitarbeiterbefragung, wissenschaftlich basierten Auswertungen und der Vermittlung von betriebsrelevanten Maßnahmenangeboten. Zudem werden die nach dem Arbeitsschutzgesetz erforderlichen Aspekte der psychischen Gefährdungsbeurteilung integriert.

Das Team hinter der Idee

Das Team hinter der Lösung besteht aus Dr. Amelie Wiedemann, Daniel Fodor und Henning Jakob. Wiedemann und Fodor haben gemeinsam am Institut für medizinische Psychologie an der Charité geforscht und sich dort auch kennengelernt. Im Fokus ihrer Arbeit stand das Thema „Stress am Arbeitsplatz“. In den Gesprächen mit Unternehmen stellten die beiden Psychologen immer wieder fest, dass es zwar etliche Fragebögen am Markt gab, doch der Bedarf der Unternehmen nach handlungsorientierten Konzepten nicht gestillt wurde. So entstand die Idee für DearEmployee – einem System, das innovative Mitarbeiterbefragungen mit konkreten Handlungsempfehlungen und einem Marketplace für Maßnahmen aus den Bereichen Betriebliches Gesundheitsmanagement, Personal- und Organisationsentwicklung kombiniert.

Gründerteam DearEmployee
Das Gründerteam (v.l.n.r.): Daniel Fodor, Dr. Amelie Wiedemann, Henning Jakob

Der erste Meilenstein folgte schnell. Im Jahr 2016 nahmen die Zwei an der „Research to Market – Challenge“, einem Wettbewerb für forschungsbasierte Gründungsideen, teil und gewannen. Diesen Erfolg bezeichnen beide Gründer noch heute als offiziellen Startschuss für das junge Unternehmen. Um neben der Forschung und dem Fachwissen auch den betriebswirtschaftlichen Part abzudecken, ergänzte fortan Henning Jakob das Team. Er war zuvor im Coaching von Führungskräften tätig und hatte sich dort auf die digitalen Herausforderungen von Unternehmen spezialisiert. An einem warmen Sommerabend auf der heimischen Gartenterrasse wurde schließlich die gemeinsame GmbH gegründet.

Budgets sinnstiftend einsetzen

„Was bringt der Obstkorb, wenn die Führungskultur den Stress verursacht?“, beschreibt Dr. Wiedemann das Dilemma des betrieblichen Gesundheitsmanagements. „Unser Ziel ist es, dass Budgets für die betriebliche Gesundheitsförderung sinnstiftend eingesetzt werden, damit jeder Mensch gut arbeiten kann.“ Das Gründerteam wollte weg von den statischen Mitarbeiterbefragungen in Unternehmen, die oft nur digitale Umsetzungen von Papierfragebögen waren und keinerlei Interaktion erlaubten. Auch reine Interview-Erhebungen sehen die Experten kritisch. „Das Problem besteht schon in der Auswahl der Befragten. Werden hier nur die positiv eingestellten Mitarbeiter gewählt, gehen wertvolle Informationen zu Stressoren verloren. Außerdem hemmt die persönliche Situation das Antwortverhalten. So entstehen verzerrte Bilder des Arbeitsalltags“, erklärt Dr. Wiedemann das vorherrschende Problem bei Interview-Methoden.

Bei DearEmployee setzt man daher auf eine digitale Befragung mit integrierten Nachfragen, die reaktives Verhalten simuliert und sich damit echten Gesprächssituationen annähert. So können auch Probleme im Unternehmen ausfindig gemacht werden, die klassische Fragebögen nicht ermitteln. Das Konzept überzeugte. Schon der erste Bericht im Tagesspiegel nach der „Research to Market-Challenge“ brachte den ersten Kunden. Heute setzen rund 60 Unternehmen vom DAX-Konzern bis zum kleinen Unternehmen auf die Lösung.

Psychische Gefährdungsbeurteilung
DearEmployee bietet eine Kombination aus digitaler Mitarbeiterbefragung, wissenschaftlich basierten Auswertungen und der Vermittlung von betriebsrelevanten Maßnahmenangeboten, die auch erforderliche Aspekte des Arbeitsschutzgesetzes und der psychischen Gefährdungsbeurteilung integriert.

„Wir möchten Standard sein“

„Unser System bedient alle Branchen und Unternehmen jeder Größe“, sagt Wiedemann. Anhand der Branche, vorhandenen Tätigkeitsbereichen und Vergleichsdaten passt sich die Software individuell an die betrieblichen Bedürfnisse an. Das sei wichtig, damit am Ende Maßnahmen stehen, die das Unternehmen auch wirklich umsetzen kann und will. Nur so können Enttäuschungen bei Arbeitgebern und Belegschaft vermieden werden.

„Durch unsere vielfältigen Erfahrungen aus der Forschung und mit unseren Kunden haben wir gelernt, welche Maßnahmen unter welchen Bedingungen effektiv sind“, erläutert Wiedemann das Erfolgskonzept. „Unser Maßnahmenkatalog basiert auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen und wird im Laufe unserer Arbeit kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt. So profitieren unsere Kunden indirekt auch von den Erfahrungen der anderen.“ Dieses Wissen will DearEmployee zu einem Standard für die gesetzlich vorgeschriebene psychische Gefährdungsbeurteilung ausbauen. Dafür arbeitet das Startup auch mit strategischen Partnern aus dem Bereich der Arbeitssicherheit und den Sozialversicherungen zusammen. Seinen stetig anwachsenden Datensatz nutzt das Unternehmen, um bestmögliche Handlungsempfehlungen für seine Kunden zu entwickeln. „Da schlägt mein Forscherherz“, freut sich Wiedemann. „Unsere technischen Analysen ermöglichen es uns, diese wertvollen Daten effektiv auszuwerten und so den bestmöglichen ROI für Unternehmen herauszuholen.“

Design und Forschung gehen Hand in Hand

Auch wenn DearEmployee wissenschaftsbasiert arbeitet, steht im Vordergrund immer der Kunde, „Und der will ein nutzerfreundliches und leicht verständliches System“, sagt Wiedemann. Daher sorgen die Gründer dafür, dass die psychologische Forschung im Hintergrund bleibt und die Analysen für die Kunden leicht verständlich sind. Das gilt auch für den Fragebogen. Denn das System ist nur erfolgreich, wenn es von den Beschäftigten angenommen wird. „Wir haben es bis jetzt in jedem Unternehmen geschafft, die Beschäftigten ans Tablet zu holen“, freut sich Wiedemann.

Mehr zum Thema und zu DearEmployee lesen Sie im Unternehmens-Blog: https://www.dearemployee.de/blog/

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