18.03.19

Wie digital ist Deutschland? – Die Bundesländer im interaktiven Vergleich

Berlin ist digitale Spitze und punktet bei Infrastrukturen, Wirtschaft und der Digitalisierung der Kommune

Wie digital ist Deutschland? Diese Frage will der „Deutschland-Index der Digitalisierung“ beantworten. Anhand von Zahlen, Daten und Karten versucht der Index dem Begriff „Digitalisierung“ Struktur zu geben und ihn greifbar zu machen. Dazu werden die fünf Themenfelder Infrastruktur, Digitales Leben, Wirtschaft und Forschung, Bürgerservices und Digitale Kommune genauer beleuchtet. Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die verschiedenen Gesellschaftsbereiche aus und welche regionalen Unterschiede lassen sich beobachten? Ist die Digitalisierung ein stetiger Prozess oder gibt es auch hierbei Fort- und Rückschritte?

Die Ergebnisse fasst eine interaktive Karte übersichtlich zusammen und präsentiert dabei so manchen Überraschungssieger. Doch auch wenn ein hoher Indexwert für eine weit fortgeschrittene Digitalisierung in der untersuchten Dimension steht, heißt mehr in diesem Fall nicht unbedingt besser. Vielmehr kommt es auf die richtige Mischung der für den jeweiligen Indexwert maßgeblichen Kategorien an. Ein genauer Blick lohnt sich also, um regionale Stärken, Schwächen und Handlungsbedarfe zu identifizieren.  

Berlin ist digitale Spitze

Doch wie sieht es in der Hauptstadtregion aus? Hier belegt Berlin in der Gesamtbetrachtung mit einem Indexwert von 102,5 klar die Spitzenposition, noch vor Hamburg mit 88,5 und Bremen mit 79,8 Punkten. Brandenburg liegt mit einem Indexwert von 60,2 im unteren Drittel des Ländervergleichs. Dabei konnten alle Bundesländer ihren Indexwert im Vergleich zur Erhebung von 2017 erhöhen. Besonders deutlich wird die Steigerung in Berlin und Sachsen mit jeweils einem Plus von über 20 Punkten.

Infrastrukturen ohne Industriestandard

Dabei kann die Hauptstadt vor allem bei den Themenfeldern Infrastruktur, Wirtschaft und Forschung sowie Digitale Kommune punkten. Berlins Gesamtwert für Infrastrukturen erzielt mit 88,34 Punkten den zweiten Platz gleich nach Hamburg. Jedoch wurde hier nur die flächendeckende Breitbandversorgung mit einer Geschwindigkeit von 50 Mbit/s betrachtet. Für industrielle Anwendungen, etwa mit künstlichen Intelligenzen oder Datenbrillen, und auch vernetzte Fabriken ist dies längst nicht ausreichend. Hier sind ein industriefähiges Glasfasernetz und drahtlose Technologien wie 5G gefragt.

Brandenburg liegt mit einem Indexwert von 63,69 im unteren Drittel des Bundesländervergleichs, konnte aber im Vergleich zu 2017 mit einem Plus von 3,49 Punkten weiter zulegen. Dabei stehen Flächenländer gegenüber Stadtgebieten vor der besonderen Herausforderung, dass die notwendigen Infrastrukturen hier vielerorts erst neu geschaffen werden müssen, während breitflächig vorhandene Leitungen in Stadtgebieten schrittweise aufgerüstet werden konnten.

IT als Wirtschaftstreiber

Als Querschnittstechnologie ist die IT Schlüsseltechnologie und Treiber der Digitalisierung. Deshalb kommt ihr in der digitalen Betrachtung eine besondere Rolle zu. Unter dem Themenfeld Wirtschaft und Forschung wurden Dynamik, Wachstum und Beschäftigtenzahlen der IT-Branche genauer betrachtet. Klarer Punktsieger ist Berlin. Mit einem Gesamtwert von 176,84 erzielt die Hauptstadt Spitzenwerte. Auf Platz zwei folgt Sachsen mit 125,87. Brandenburg erzielt mit einem Index von 57,41eher niedrige Werte.

Punkten kann Berlin vor allem durch weit überdurchschnittliche Forschungsfördersummen und die Zahl der IuK-Betriebe. Hier wird der hohe Stellenwert der Digitalisierung in der Hauptstadt deutlich, der auch die im Ländervergleich hohen Zuwendungen für Digitalisierungsprojekte erklärt. Zudem trägt die starke Startup-Szene Berlins zu den deutlich positiven Werten bei: Viele Neugründungen in der Stadt lassen die Anzahl der IuK-Betriebe kontinuierlich anwachsen. Der positive Ruf Berlins als weltoffene Metropole tut sein Übriges. Denn mit einem Wert von 13,30 gegenüber dem zweitplatzierten Bayern mit 10,30 verfügt Berlin über verhältnismäßig viele ausländische Fachkräfte in der Informations- und Kommunikationsbranche.    

Schwierig bei dieser Betrachtung ist die strenge Fokussierung auf IuK-Betriebe sowie IT-Beschäftigte. Denn als Querschnittsthema berührt die Digitalisierung alle Branchen und auch Forschungsfelder. Die IT-Branche kann also nur als Anhaltspunkt für die digitale Dynamik einer Region verstanden werden.  

Nachholbedarf bei digitalen Verwaltungsdienstleistungen

Dass Berlin mit einem Indexwert von 75,87 nach Hamburg mit 79,28 den zweiten Platz belegt, mag manchen Berliner überraschen. Tatsächlich punktet Berlin im Ländervergleich vor allem bei den öffentlichen WLAN-Hotspots und beim Anliegenmanagement, über das Ärgernisse im öffentlichen Raum direkt an die Verwaltung gemeldet werden können. Bei der Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen besteht jedoch Nachholbedarf. Hier ist Hamburg mit 60 Punkten klarer Spitzenreiter gegenüber Berlin mit 40 und Brandenburg mit 20 Punkten.

Im Gesamtvergleich der Digitalisierung der Kommunen liegen die Stadtstaaten Hamburg und Berlin deutlich vorn. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen und Bremen sowie Brandenburg, Sachsen und Bayern. In den Flächenstaaten sind es vor allem kleine und mittelgroße Kommunen, die gute aufgestellt sind. So erreichen in Brandenburg Perleberg und Kloster Lehnin überdurchschnittlich gute Werte.

Alle Bundesländer legen beim digitalen Wandel zu

Die exemplarische Betrachtung der einzelnen Indexwerte zeigt, wie vielschichtig die Digitalisierung von Gesellschaft und öffentlichem Leben ist. So sind alle genannten Themenfelder nur Teilbereiche des Öffentlichen, die von und durch den digitalen Wandel geprägt und transformiert werden. Erst in ihrer gemeinsamen Betrachtung ergibt sich ein differenziertes Bild der Digitalisierung.

Dass der digitale Wandel voranschreitet zeigt, der Gesamtindexwert. Mit 67,6 Punkten liegt er fünf Punkte über dem Vergleichswert von 2017. Alle Bundesländer konnten ihren Indexwert insgesamt steigern – besonders deutlich Berlin mit einem Plus von über 20 Punkten.

Deutschland bewegt sich. Und auch wenn beim Breitbandausbau und E-Government-Lösungen noch erheblicher Nachholbedarf besteht, tut sich etwas in den Kommunen und Ländern. So lassen sich bei der mobilen Internetnutzung, bei IT-Gründungen und –Beschäftigtenzahlen sowie auch bei Fördersummen und digitalen Angeboten der Kommunalverwaltungen erhebliche Entwicklungen im zweistelligen Prozentbereich beobachten.



Der Deutschland-Index der Digitalisierung ist ein Angebot des Kompetenzzentrum Öffentliche IT und des Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Das White Paper

Deutschland-Index der Digitalisierung 2019
Deutschland-Index der Digitalisierung 2019

Autorinnen und Autoren:
Nicole Opiela, Jens Tiemann, Jan Dennis Gumz, Gabriele Goldacker, Basanta Thapa

Herausgeber:
Kompetenzzentrum Öffentliche IT und Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS

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